Wer jetzt kein Haus hat, baut…

… keines mehr? Oder erst recht!

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7 Monate 1 Woche 4 Tage

Unser Fensterbauer ruft und Astrid eilt heute kurzfristig über die Mittagspause zur Baustelle. Das Fensterbrett im Bad. Nein, es soll nicht aus Holz sein. Dort direkt an der Badewanne soll gefliest werden. Zum Glück haben sie nachgefragt. Auch wenn das Brett da schon fertig war…. Irgendwas läuft nicht rund auf der Baustelle – ist mein Eindruck. Und auch nicht mit den Ausschreibungen. Auch wenn unser Bauleiter jetzt plötzlich wieder straffes Programm macht. Meine Mails werden eigentlich meist nur unvollständig beantwortet. Und wir haben gerade zu viel andere Baustellen, um wirklich dicht dranzubleiben, dtändig nachzuhaken. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Wenn ich nur wieder Auto fahren könnte..,

Astrid möchte in den Duschen Ablagen gleich in den Trockenbau eingefügt haben. Astrid meint das ist Standard. Hatten wir in Berlin auch und ich kann mich nicht erinnern, dass da größere Kosten entstanden sind. Und ich dachte, dass das schon eingeplant wäre. Besser hätte die Nachfrage des Bauleiters beim Trockenbauer lauten sollen „is im Preis drin!“ statt „was kostet das mehr?“ lauten sollen. Jetzt legen sie bestimmt nach.
Mir graust vor den anstehenden Rechnungen. Es ist völlig unklar was da nebenher noch bei den Rohbauern und anderen beauftragt wurde. Bauleiter: „Haben einiges mehr gemacht“. Nur was genau zu welchem Preis? Und auch bei dem Kran gibt es bisher keine Ansage, wer die Kosten für die letzten 3 Monate trägt. Der Dachdecker, dem noch Teile gefehlt haben? Der Rohbauer, weil er ihn einfach stehen lassen hat. Ich habe vor ein paar Wochen die Ausrede, der einzige, für Kranabbau zuständige Mitarbeiter sei krank, ohnehin nicht geglaubt. Und es hat dann ja noch Wochen gedauert. Mein Mißtrauen wächst mit der Baudauer.

Weißtanne

Hier im Allgäu, wächst die Weißtanne, die Astrid nun nicht mehr will. Gerade nicht mit wenig Astlöchern und in weiß.

7 Monate 1 Woche 3 Tage

Unser Bauleiter teilt den Handwerker den Zeitplan für die nächsten Wochen mit:

  1. Im UG wurde die Katja unter den Leitungen vergessen. Bitte unbedingt nachholen. (Geht an den HLS-Mensch)
  2. Ich bitte um Kommunikation zwischen HLS und Elektrik wegen der Lüfter im UG. Was genau sind das für Lüfter, wie kommt der Strom hin, wie wieder sie gesteuert. Ich empfehle eine Grundlast + Hygrostat. 
  3. Ich plane den Start der Estricharbeiten auf den 26.03.2023.
    1. 27.03. – 29.03.2024 Verschließen Trockenbau
    2. 01.04. – 02.04.2024 Dämmung & Katja
    3. 03.04. – 05.04.2024 FBH Schlaufen
    4. 08.04.2024 Estrich gießen
    5. 12.04.2024 Aufstellen Trocknungsgeräte
    6. 15.04.2024 Estrich aufheizen! An HLS-Mensch: Bitte um Rückmeldung über Vorgehen beim Aufheizen
  4. An Kaminbauer: wir brauchen noch dringend Ihre Abmauerung vom Kamin!

Wie üblich verstehe ich nur Teile. „Katja“ habe ich schonmal gehört, hat schonmal gefehlt, aber keine Ahnung was das ist. Das mit Lüftern in der Einliegerwohnung höre ich zum ersten Mal, ist aber irgendwie logisch. Und schön, dass es nun auch mit dem Kamin losgeht.

Über Menschen

Kapitel 2. Juli Zeh beschreibt wie ihre Hauptfigur zu dem Haus kam. Erst fixe Idee. Dann Folgerichtigkeit. Ein Zufluchtsort. So dachten wir auch. Zufluchtsort vor Corona & allen folgenden Epidemien. Und vor den ganzen Extremen der Großstadt, die nur in noch mehr Gewalt enden können. Doch ob das Haus aus Holz und mit großen Fenstern auch ein Zufluchtsort vor Putins Drohnen sein kann. Oder einem rechten oder muslimischen Mob.

Und wenn ich unser kleines Haus so auf dem Hang thronen sehe, kann ich wie Dora kaum glauben, dass es möglich ist, so etwas großes zu besitzen. Zumindest nicht, dass es tatsächlich uns gehört. Bauleiter & Elektriker haben vorgeschlagen, eine Beleuchtung für unser „schönes Haus“ in den Garten zu installieren. Da habe ich dann doch mal ein Veto eingelegt. Das Haus fällt schon bei Tag genug auf. Da kann es in der Nacht ruhig einfach verschwinden…

Nochmal 7 Monate 1 Woche 2 Tage

Nochmal Bilder vom freundlichen Nachbarn: Der Kran ist tatsächlich weg. Trotz oder wegen aller Widerstände stand er nun viel, viel länger als geplant. Ich habe kein schlechtes Gewissen mehr.

Die Gewichte kommen weg.
Der Kran knickt ein.
Und ist weg.

Und die Bilder dazu.

Das Haus zeigt langsam sein Gesicht.

Und auch die Einliegerwohnung wird langsam mehr als eine dunkle Betongruft.

Das Fluchtfenster durchbricht die Symetrie😩

7 Monate 1 Woche 1 Tag

Astrid allein auf der Baustelle. Allein mit Bauleiter und Elektriker.

Der Elektriker hat irgendeine Leitung 10cm zu weit links oder rechts gelegt, so dass er nun nicht direkt im Trockenbau rauskommt. Der Elektriker biete an ein Kästchen zu bauen um die Leitung, damit sie von dort in den Trockenbau laufen kann. Astrid möchte kein Kästchen. Der Trockenbau wird vergrößert.

Nachdem uns der Fensterbauer nun fast 1 Woche wegen der Muster für die Holzwände hinterhertelefoniert hat und der Zimmermann nicht erreichbar war, hat Astrid nun entschieden, dass die Fensterbretter das Holz der Fenster haben soll. Fand ich sowieso besser.

Der Zimmermann war unterdessen auf einer Messe und die Muster waren nun heute im Haus. Astrid gefallen sie gar nicht. Eigentlich waren sich Astrid und unsere Architektin immer einig: ganz hell, kaum Astlöcher. Ich kann das aus der Ferne nicht beurteilen. Es klingt jedenfalls nach viel neuer Arbeit, neuen Bemusterungen und neuen Entscheidungen…

Ich mache vor meiner Präventionsreha noch eine Woche Urlaub im Allgäu. Irgendwie muss mein Nacken doch zu besänftigen sein. Der Garten und die Betonwände warten. Das Hotel ist mit viel Holz und ich finde es recht angenehm. Irgendwie so wird es bei uns dann auch so sein. Das Zimmer hat eine extra Toilette und daneben das Bad mit zwei Waschbecken und ohne Toilette. So ähnlich wie es in unserer Einliegerwohnung geplant ist. Nur dass wir in der Gästetoilette auch ein Waschbecken haben und im Bad eine Badewanne. Ich habe mit dieser Aufteilung etwas gefremdelt, doch als Astrid noch eine Nacht hier war, hat es sich sehr bewährt. Und es war ja wie immer eine Kostenfrage.

Über Menschen

Lese ich nun zum 2. Mal. Zur Vorbereitung auf das Landleben. Tauberfranken ist nicht Brandenburg, doch Reichsbürger-Hochburg oder Nazihochburg nimmt sich nicht viel.
Im ersten Kapitel: der Garten. Der viel größer ist als gedacht. Zu groß. Die Berlinflüchtige beschließt ihn nur noch laut Grundbuch „Flurstück“ zu nennen – so wie ich dazu übergegangen bin, unseren Garten nur „landwirtschaftliche Nutzfläche“ zu nennen. In unserem Fall bringt das zudem einen erheblichen finanziellen Vorteil: Baden-Württemberg hat die Grundstückssteuer für unbebaute Grundstücke exorbitant erhöht. Das gilt aber nicht für landwirtschaftliche Flächen.

Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob und wie im Buch das Flurstück bezwungen wird. Und offen ist, wie es mit uns und unserem Flurstück endet…

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