Das Schreiben, der Fragebogen, liegt nun schon einige Zeit bei uns rum.
In einem Anfall vom magic cleaning habe ich ihn jetzt ausgefüllt. Soweit wie möglich. Auch ich wüsste gerne, wer all diese Arbeiten bei uns ausführen wird (unser Bauleiter bestimmt auch…).
Dann sollen wir noch ein Bautagebuch führen. Ich denke es wird leer bleiben.
Das mit der freiwilligen Versicherung habe ich mir auch angeschaut. Zu teuer. Obwohl es ja sonst durchaus eine gute Option ist mit den gesetzlichen Unfallkassen.
Eine Kollegin hat mir einen neuen Floh ins Ohr gesetzt. Lehmöfen sollen ganz einfach selbst zu bauen sein… wenn wir nur eine gerade Fläche finden…bin jetzt erstmal hier gelandet…
Der Rohbauer hat nun an die „mehrfach avisierte Bürgschaft“ erinnert. Wenn ich „avisiert“ schon lese… Vor mehr als zwei Wochen hatte ich beim Rohbauer nachgefragt, ob sie Post von der ING erhalten haben. Es kam keine Antwort. Heute dann wird „mehrfach avisiert“ gedrängelt… Die Nachfrage bei der ING ergab, dass wir die übersandte Ausfertigung der Bürgschaft an den Rohbauer hätten weiterleiten müssen. Das haben wir in dem mehrseitigen Schreiben wohl überlesen. Es ist zu viel gleichzeitig im Moment. Das Nervige beim Hausbau ist, dass der normale Alltagswahnsinn ja nebenbei weiter bewältigt werden will… und in diesem blieben auch noch all unsere Nachfragen, wie das mit der Bürgschaft läuft, unbeantwortet.
Auch sonst war das Gespräch mit der ING heute recht konstruktiv. Nachdem ich nun unzählige weitere Sicherheitsmaßnahmen für meinen eigenen Account durchlaufen habe und auch eine Einmalpin gesmst bekam, erhielt ich Auskunft. Im Ergebnis hat die ING-Dame unser Problem geduldig angehört und mir sehr empathisch wenig Hoffnung gemacht, dass die ING sich darauf einlässt, uns das Darlehen nun zeitnah auszuzahlen, damit wir keine weiteren Bereitstellungszinsen zahlen müssen und bald mit der Rückzahlung beginnen können. Doch sie meinte, wir sollten eine Beschwerde einreichen, dann wird es nochmals geprüft. Sie könne das nicht entscheiden. Der Krieg und die damit verbundenen Pleiten bei Bauträgern sowie Bauherren hätten viele Konstellationen schaffen, die noch nicht mal in den AGB geregelt seien. Vielleicht hätten wir ja Glück. Sie wünsche uns in jedem Fall, dass mit dem Bau alles gut geht. Es fühlte sich nicht nach Floskel an – eher als hätte sie die Erfahrung schon selbst durch. Oder am Telefon schon jede Menge Schicksale miterlebt.
Die Tage habe ich mal wieder einen Blick in die Pläne geworfen. Je weiter die Planungen voranschritten umso detaillierter und für mich schwieriger nachvollziehbar wurden sie. Wenn ich jetzt die ersten Pläne anschaue, kann ich zumindest nachvollziehen, wo die auf der Baustelle jetzt gerade dran sind.
Die Kreise sind die Bäume. Davon sind jetzt schon einige weg.Technikraum und Carport – hier wird gerade gebaut.…sieht aus als würde das Haus auf dem Technikraum stehen.Hier ist nochmal schön zu erkennen, was gerade gebaut wird.
Gestern war Astrid auf der Baustelle. Unser Bauleiter war da, sein Kollege, der Rohbauer, der Zimmermann. Der Rohbauer bleibt dabei, dass wir die Mehrkosten für den verspäteten Kranaufbau tragen müssen. 2000.- € will er. Ich sehe das nach wie vor nicht und Astrid hat unseren Standpunkt deutlich gemacht. Die Gegebenheiten vor Ort waren von Anfang an klar und den passenden Kran dort unterzubringen ist Job des Rohbauers. Den Antrag für die Sperrung hat der Rohbauer gestellt (uns wurde vom LRA regelmäßig gesagt, wir seien nur „Mitwirkende“ und auch auf Nachfrage hat uns der Rohbauer weder den Antrag noch die Verfügungen des LRA zur Verfügung gestellt (wie ich auch keine Antwort bekommen habe, ob denn die Bürgschaft nun vorliegt). Wenn Astrid nicht interveniert hätte, hätten wir die Vollsperrung wahrscheinlich noch ein paar Tage später oder vielleicht auch gar nicht bekommen. Und der Rohbauer hätte noch etwas mehr Verzögerungsschaden verlangt bzw. an dem weiteren Abriss der Mauer verdient. Der Rohbauer meinte ohne weitere Erläuterung, sie hätten nach VOB gearbeitet. Astrid bezig sich darauf, dass wir vertraglich nur bei Verschulden haften. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass in der VOB steht: Der Rohbauer fängt erstmal an und wenn er irgendwann feststellt, dass der Kran doch nicht passt, stellt er den Bauherrinnen die Mehrkosten in Rechnung. Letztlich wird sich der Rohbauer das Geld an irgendeiner Stelle holen und es ist keine gute Basis, wenn die Parteien Vertrags- und Gesetzesgrundlagen austauschen. Doch es muss klar sein, dass es keinen Selbstläufer für Mehrkosten gibt – auch wenn sie einzeln in Relation zu den Gesamtkosten erstmal gering erscheinen.
Sonst ist der aktuelle Stand erfreulich. Unser Bauleiter hat gleich eine zusammenfassende Mail geschickt:
Bauzeitenplan wird realistisch eingeschätzt
Sobald die Decke im UG bzw. die EG-Bodenplatte fertig ist, misst der Zimmermann den Rohbau auf
während der Rohbau fertiggestellt wird, produziert der Zimmermann die Wände. Der Übergang vom Rohbau zum Zimmermann soll zeitlich reibungslos erfolgen
Die Fenster werden Anfang Dezember eingebaut. Der Übergang vom Zimmermann zum Fensterbauer soll ebenfalls zeitlich reibungslos ineinander übergehen.
Und die Highlights der Mail:
Das Gebäude ist 2023 komplett dicht – ausser irgendwelchen Einzelheiten
wenn alle gut zusammenarbeiten, kann der Kran im Dezember abgebaut werden
Die Fassade wird ohne Kran mit Holz versehen.
Und schmunzeln musste ich bei der Anmerkung unseres Bauleiters: „…bitte nicht vergessen, dass wir hier im Gebäude einen hohen Anspruch an die Gestaltung haben…“ Ja, wir werden nicht die Planungen unserer ArchitektInnen umwerfen nur weil ein Kran plötzlich irgendwo nicht reinpassen soll oder ein Fensterbauer keine Lust hat, ihre Ideen umzusetzen!
Es gibt nun ein Angebot eines Elektrikers. Er ist aus dem Ort. Das Angebot im Planungsbudget. Allerdings kann ich mich gar nicht erinnern, dass wir eine Sat-Anlage wollten – kommt das Fernsehen heutzutage nicht aus dem Internet? Unser Rohbauer hat auch einen Elektriker empfohlen, der hat allerdings noch nicht mal ein Angebot geschickt. Und angekündigt, dass es noch etwas dauert…. Wie auch der Zimmermann des Rohbauers, der nicht in die Gänge kam. Der Elektriker des Rohbauers fühlt sich des Auftrags wohl schon sehr sicher, weil er schon ein paar Vorarbeiten erbracht hat…
Der aus dem Ort macht auch Photovoltaik. Das wäre praktisch, dann wäre das auch erledigt.
Ich hadere mit unserer Planung. Hätte mich nicht zu 3(!) Steckdosen neben dem Bett überreden lassen sollen. Vielleicht lieber nur eine, bei der gleich 2 USB-Anschlüsse dabei sind…
Am Wochenende waren wir mit Walli in Nordheim. Bei einer Weinprobe bei Sauer in Escherndorf (irgendein Verwandter des teuren, preisgekrönten Sauer) entdeckten wir das interessante und für ein Weingut gut passendes Treppengeländer im Aufgang. Der Kunstschmied heisst natürlich auch Sauer, ist in Dettelbach und hat uns schon gleich nach Astrids Kontaktaufnahme zwei Treppen geschickt, die er gemacht hat. Die eine ist, wie Astrid es sich vorgestellt hat. Unser Bauleiter hat noch einen anderen Favoriten für die Stahltreppe und meint, das hätte noch Zeit. Ich würde es lieber schon bald fix machen, bevor die Energiepreise weiter steigen und Stahl immer teurer wird. Ein Wettlauf…
Unser Nachbar schickt Bilder mit Erläuterungen. Er hat von seiner Terasse aus auch den perfekten Blick. Der Technikraum bekommt ein Dach und die erste Seitenwand der Einfahrt wird gebaut. Wir schaffen es diese Woche leider nicht zur Baustelle.
Es nieselt morgens, eigentlich war doch die neue Hitzewelle angekündigt. Dachte ich.
Auf der Baustelle hier gegenüber ging die Arbeit um 8 los. Heute leises Werkeln ohne Musik. Wenn die Arbeit laut wird, wird die Musik noch lauter. Der Bass geht mir dann durch und durch. Techno ist eine Plage. Noch schlimmer als der Heavy Metal-Sender, den mein Fahrlehrer hörte. Ich hoffe für unsere Nachbarn, der Musikgeschmack unserer Bauarbeiter ist erträglicher.
Die ING schickt eine Mail, diesmal an Astrid. Jetzt wird deutlich worauf die ING hinaus möchte. Wir sollen nun zuerst unser Eigenkapital einsetzen. Davon war bisher nie die Rede (auch wenn ich es aus Sicht der ING durchaus nachvollziehen kann). Mitten im Projekt ist das ein günstiger Zeitpunkt für die ING, sich darauf zu beziehen. Wir zahlen dann erstmal für ein Jahr weiter Zinsen samt Bereitstellungszinsen und da wir das Darlehen nicht vollständig abrufen dürfen, können wir auch nicht mit der Rückzahlung beginnen. Die (Bereitstellungs-)Zinszahlungen summieren sich…. Die ING sieht das anders: „So reduzieren Sie auch Ihre Kosten während der Bauphase.“ Wir werden überlegen wie wir damit umgehen.
Immer wieder denke ich an Mandanten, die ich lange begleitet habe. Vielleicht leben sie gar nicht mehr. Letztlich sind sie ganz gut aus einem windigen Bankgeschäft rausgekommen. Ein Ehepaar aus Ostberlin, gerade im Rentenalter, beide amtlich als „intelligenzgemindert“ eingestuft. Er war vielleicht nur unvorstellbar schüchtern und sie hatte wahrscheinlich nie eine Chance. Sie war durchaus pfiffig und hatte in der Ehe die Führung übernommen. Die beiden bekamen von der Citi-Bank einen Kredit für einen Wohnwagen. Beide haben sich damit einen Lebenstraum verwirklicht. Es war von Anfang offensichtlich, dass sie mit der „Rente mit HartzIV-Aufstockung“ nie die 10.000 EUR zurückzahlen werden können. Irgendwann waren die Schulden trotz monatlicher Zahlungen weit höher als die ursprüngliche Kreditsumme. Die Citi-Bank wurde wegen dieses Geschäftsmodell in den Medien schon zerrissen. Sie machte aber trotzdem Druck auf mein Ehepaar, stellte den gesamten Betrag fällig. Ich kann mich nicht mehr an die Details erinnern, doch irgendwie waren sie nach einigem anwaltlichem Briefwechsel bereit, eine monatliche Rückzahlungssumme von 10.- EUR zu akzeptieren. Die zwei behielten ihren Wohnwagen, mussten weder vor Gericht streiten noch Verbraucherinsolvenz anmelden. Die Frau konnte irgendwann trotz eines Herzinfarkts auch wieder an den Tanzabenden der Campinggemeinde teilnehmen. Er traute sich aber bis zuletzt nicht, auch nur ein Wort in meiner Gegenwart zu sprechen oder mir Post in den Briefkasten zu werfen, wenn ich am Kanzleifenster stand.
Am Nachmittag haben wir den Kran und die Fortschritte vor Ort bestaunt. Die Arbeiter waren heute gar nicht da – so unser Nachbar.
Unser Rohbauer hat nun seine Schilder aufgestellt.Die Maße unseres KransWem wohl die Regenbogenfahne gehört und warum sie da hängt?Blick über die BaustelleAn der neongelben Markierung an dem Balken vermute ich mein Arbeitszimmer.Die Bauarbeiter haben eine Leiter. Wir müssen immer das Möuerchen hochklettern – und wir dürfen auch bei den Nachbarn übers Grundstück.