Wir haben den jetzt zuständigen Rohbauer-Bauleiter insgeheim Rehpinscher getauft. Im stillen denke ich: Angstbeißer. Den ersten Rohbauer-Bauleiter, der leider zu Baubeginn im Urlaub und dann nicht mehr für uns zuständig war: Bulldogge. Vermutlich wären wir mit der Bulldogge besser zurecht gekommen. Auch wenn für beide gleichermaßen Frauen, insbesondere als Bauherrinnen-Paar, ein Störfaktor in ihrem Baualltag zu sein scheinen.Vermutlich hätte aber die Bulldogge keine ellenlangen Mail aus beleidigten Vorwürfen und befremdlichen Drohungen geschrieben. Unser Bauleiter gäbe ihm die notwendigen Infos nicht, weshalb sie jetzt in Verzug wären und für die Kosten des Verzugs würden sie nicht aufkommen. Außerdem hätten wir ja noch immer nicht das (wenig nachvollziehbare) Angebot für die Zisterne und die Straßensperre unterschrieben😡🤬😡🤬.
Ich hatte drei Tage die heftigste Migräne meines Lebens und habe die Schnauze voll von Rehpinschern. Unser Bauleiter sagt, wir dürfen es nicht eskalieren lassen, sonst hören sie auf zu bauen. Angst ist erfahrungsgemäß ein eher schlechter Ratgeber. Und mein Eindruck ist, dass unser Bauleiter und der Rehpinscher nicht so gut harmonieren. Angstbeißer trifft Charmeur. Mir hat es nach einem Treffen und zwei Mails schon gereicht.
Wir unterschreiben das halblebige Zisternenangebot. Wir schicken es per Mail mit der Frage, welche Infos jetzt denn noch fehlen und gehen auf seinen Telefonwunsch ein. Astrid möchte ihm verbal eine liebevolle Umarmung schenken. Ich denke eher an Grönemeyer „.. und meine Faust will unbedingt in sein Gesicht…“. Wenn ich mich nur an seine neidvoll gehässige Bemerkung zu unser Fensterfront erinnere: „Ich möchte mir ja gar nicht vorstellen, was die kostet.“ Und ich möchte mich nicht erklären, wie wir sie bezahlen.
Der Rohbauer-Bauleiter ruft an. Mein Handy hat bezeichnenderweise am Nachmittag ohne erkennbaren Grund keinen Empfang. Astrid ruft ihn zurück. Es beginnt eine 90-minütige Therapiesitzung. Er beklagt sich über die Welt, insbesondere in Form unseres Bauleiters und (etwas weniger) uns. Dass ja immer alles an ihm hängen bleibe. Dass er ja wegen uns so viel zusätzliche Arbeit habe. „mit uns“ bedeutet in diesem Fall: unser besorgter Nachbar. Er habe Stunden zugebracht mit dem LRA – wofür konnte er allerdings nicht erklären und wir uns auch nicht. Dort ist zudem seit Astrids Anruf schon bekannt, dass es im Dorf einen Irren gibt, der wohl nicht nur uns auf dem Kieker hat. Und für den fehlenden Aufkleber auf dem Rohbauer-LKW können wir ja nun wirklich nichts…. Und das alles ist ja auch kein Grund, uns plötzlich mit neuen Forderungen zur Straßensperre zu konfrontieren. Es fallen Begriffe wie „Gericht“ und „Beweislast“. Astrid bietet ihm eine Kompromisszahlung an😡🤬😡🤬. Die Diskussion beginnt von vorne. Irgendwann dann lenkt er ein, dass er es mit seinem Chef bespricht. Mit JuristInnen über Rechtliches zu diskutieren ist anstrengend, mit Laien ist es zum verzweifeln. Ich glaube nicht, dass jetzt alles gut wird.