… keines mehr? Oder erst recht!

Monat: Mai 2023 (Seite 6 von 8)

Die Statischen Berechnungen

So ungefähr soll unser Haus mal aussehen

Unser Statiker hat uns zeitgleich mit seiner Endrechnung ein ca. 5 cm dickes Paket mit Papierausdrucken geschickt (der Briefträger muss es mit aller Kraft in den Briefkasten gequetscht haben). Darin befinden sich alle statischen Berechnungen für unser Haus. Verstehen kann ich davon nichts, aber es ist schon interessant zu sehen, welche Arbeiten im Hintergrund laufen.

Die Nervensäge

Montag bis Freitag dröhnt es morgens und abends von der Straße aus einem scheppernden Lautsprecher: „Ole,ole, ole – we are the Champions“ in Endlosschleife. Es ist eine meiner ältesten Erinnerungen in Berlin. Dieser Mann fährt seit ich denken kann mit diversen Plakaten, Türkeifahne und „Musik“ bewaffnet durch Berlin. Er demonstriert für das Wahlrecht von Türken in Deutschland. Eine recht aussichtslose, absurde und für uns, die wir an seinem Hauptweg wohnen, recht nervige Daueraktion. Zumindest die Presse beschäftigt sich in regelmäßigen Abschnitten mit ihm, so z.B. https://www.tagesspiegel.de/berlin/schule/die-ein-mann-dauerdemo-5187682.html .

Neuerdings mit Fahrradhelm

Notes of Leaving…

Bis vor kurzem „Internationale Schuhmode – Leiser“. Irgendwann vielleicht SportScheck. Jetzt Schlafplatz für Obdachlose… wie so viele Geschäftseingänge am Ku’damm.

Verschwunden ist die Frau, die in einem Radius von 2-3 Straßen um uns herum „wohnte“. Meist saß sie mit verfilzten Haaren und überfülltem Hackenporsche in Hauseingängen mit Treppen. Dort diskutierte sie lautstark mit Menschen, die nur für sie erkennbar waren. Einmal mischte sich ein Trupp Bauhelfer ein, stachelte sie immer weiter auf und lachte sehr wie sie immer mehr in verzweifelte Rage geriet. Ihr „Haut ab“ ignorierten sie wie auch meine Rufe vom Fenster. Letztlich rief ich die Polizei. Ein weiteres Mal rief ich die Polizei als ich nach Hause kam und sie gerade dabei war sich bei uns in der Einfahrt häuslich einzurichten. Mein Hinweis, dass sie hier nicht bleiben könne, drang nicht zu ihr durch. Irgendwann war sie samt ihrer ganzen Habe wieder verschwunden. In der Post-Corona-Zeit bin ich ihr nicht mehr begegnet. Wie auch nicht dem Verkäufer der Motz-Strassenzeitung, der immer in der Ansbacher am Seiteneingang des KaDeWe stand.

Notes of Leaving…

Selbst in Tagesschau.de hat es diese Nachricht geschafft:

Berliner Opferberatungsstelle registriert zunehmend Angriffe auf Quere Einrichtungen

Tagesschau.de, , 10.05.2023, rbb24.de, 10.05.2023,

Im schwulen Museum in der Lützowstrasse gab es im Februar 2022 einen Angriff mit Schusswaffen. Nachts wurde auf das Museum geschossen. Die Fensterscheiben, der Leuchtschriftzug und ein Kunstwerk zerstört.

Die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee erhielt massive Drohungen als sie Juli 2022 die Regenbogenfahne als Zeichen der Solidarität mit queeren Menschen hisste. Im Artikel nicht erwähnt wurde, dass es sich dabei um die von Seyran Ates gegründete Moschee handelt. Sie selbst stand nach einem Attentat immer wieder unter Polizeischutz, gab ihre Anwaltszulassung vorübergehend zurück – ihre progressiven Vorstellungen vom Islam lösen wieder dieselben Aggressionen bei vermutlich denselben Männercliquen aus.

Es war ein schleichender Prozess, dass ich mich als Frau, als nicht „heteronormative“ Frau, in Berlin nicht mehr wohl und sicher fühlte. Mir immer öfter überlegte, ob ich Astrids Hand nehme oder sie auch mal besser loslasse. Beim Möbelschauen im Stilwerk sind wir schon vor einiger Zeit mit einer Verkäuferin ins Gespräch gekommen. Sie plagten ähnliche Gedanken und sie überlegt mit ihrer Partnerin zurück nach Münster zu gehen.

Unser schwuler Kiez ist nicht mehr wirklich schwul. Das jährliche Fetischevent an Ostern war kein Zeichen internationaler schwuler Präsenz in Berlin, sondern verlief fast unauffällig mit ein paar versprengten Ledertypen. Sicher auch noch die Nachwehen von Corona und den Affenpocken…

Und letztlich hat es auch der Wohnungsverkauf gezeigt: Als Interessenten hauptsächlich Familien und Hetero-Paare, nur ein schwules Paar aus der Nachbarschaft – das sich im Ergebnis leider unsere Wohnung nicht leisten konnte. Dann waren da noch Vater und Sohn aus Moskau, die mich zunächst ungläubig fragten, ob ich denn wirklich „the owner“ sei. Und dann im Hinblick auf „the area“ von einem Kauf Abstand nahmen. Ihnen war es hier wohl immer noch zu „queer“. An sich mögen die Russen ja die Gegend rund ums KaDeWe. Mit den Sanktionen hätte ich da ohnehin kein gutes Gefühl gehabt. Dann war da noch ein bekennendes AfD-Ehepaar, mit denen ich eine interessante inhaltliche Diskussion führte, auch wenn wir am Ende weder geschäftlich noch politisch zusammenkamen. Ich halte Alice Weidel nicht für die beste Politikerin aller Zeiten – das einzig Gute an Weidel ist, dass die AfD ihre Homophobie offiziell im Zaum halten muss, solange die Weidel dort ihren Job macht.

KaDeWe und Gedächtniskirche am Abend

Auf dem Heimweg vom Wittenbergplatz ein Blick Richtung Gedächtniskirche und am KaDeWe vorbei noch schnell fotografiert – so farbecht und scharf es mein Handy eben kann. Diese Momente des Heimwegs waren ein großes Geschenk und werde ich sehr vermissen.

Die Zwischenfinanzierung

Nochmal ein Telefonat mit der ING. Der Kaufpreis in Höhe der Zwischenfinanzierung wird von der ING geblockt. Das bedeutet, dass wir das Geld nur entsprechend der Baufortschritte abrufen können. Das ist ja soweit ok. Der Haken ist, dass wir keine Zinsen bekommen und damit die Inflation in keiner Weise durch Guthaben-Zinsen abfedern können. Wir müssen also schnell bauen.

Heute in der FAZ

„Was Immobilienbesitzer im Nachhinein bereuen“ laut Umfrage des Finanzdienstleisters Dr. Klein:

  • 59% bereuten ihr Vorgehen beim Projekt Eigenheim
  • 38% würden alles wieder genauso machen
  • für 3/4 war die Entscheidung für eine Immobilie eine Kopfsache, davon waren wiederum 89% mit ihrer Entscheidung zufrieden; 80% der Menschen, die nach Gefühl kauften, waren damit zufrieden.
  • 50% haben ihr Eigenheim über einen Makler gekauft; ein Drittel davon bedauert dies; dagegen sind 96% der Menschen, die privat gekauft haben, zufrieden.
  • 90% würden im Hinblick auf Lage und Preis alles wieder genauso machen
  • 80% im Hinblick auf die Größe
  • 93% würden ihre Immobilie noch einmal kaufen

Unsere Berliner Wohnung würde ich auch jederzeit wieder kaufen! Und ich würde auch in jedem Fall wieder ohne Makler kaufen oder verkaufen.

Und ja, ich habe auch noch nicht unser Hausbauprojekt bereut und würde es wieder genau so machen,

Haustratsch

Heute smst mich der Nachbar von oben an. Er habe gehört, dass wir tatsächlich einen Käufer finden können. Und wie viel wir denn für unsere Wohnung bekommen hätten. Andreas hat sich letztes Jahr von seiner Frau getrennt und sie ist in der Wohnung geblieben. Sie wird ihn nicht auszahlen können… und hier auch keine vergleichbare Mietwohnung finden… ich wünsche ihr sehr, dass sie eine gute Lösung finden.

Als Francesco & Lorenzo ihre Wohnung verkauft haben, ging ein grosses, fast neidisches aufgeregtes Staunen durch die Hausgemeinschaft – wie unglaublich teuer sie ihre Wohnung verkauft hätten. Auch als der Nachbarn unter uns verkaufte. Ich fand das damals schon sehr strange. Viele hier haben mehrere Wohnungen, kauften zu Superschnäppchenpreisen in den 1990ern und könnten jederzeit auch verkaufen. Das Gute ist: Wir sind jetzt dann ja bald weg und bekommen was uns betrifft nicht mehr mit.

Dorftratsch

Nur wenige Wochen nachdem wir unser Grundstück gekauft haben, ist Astrid in den ortsansässigen Obstbaumverein eingetreten. Letzte Woche war sie auf der Mitgliederversammlung. Dort erfuhr sie, dass im Dorf, die feste Überzeugung herrscht, dass die neuen Eigentümer des Hanggrundstücks, also wir, auch die Kapelle sanieren. Das wäre so im Kaufvertrag vereinbart worden. Tatsächlich gehört uns die Ecke, auf der die Maria steht aber gar nicht (leider!) – ganz abgesehen davon, dass wir sie nicht renovieren müssen.
Unser letzter Stand zur Maria war, dass die Gemeinde die Maria dem Heimatverein geschenkt hat und dieser mit ortsansässigen Handwerkern, die Maria saniert…. vielleicht trete ich jetzt bald in den Heimatverein ein…

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